Mit Veränderungen umgehen: Die Übergangskurve von John Fisher

Wie können wir mit Veränderungen umgehen? Wie gehen wir mit Veränderungen um? Oder: Wie geht die Veränderung mit uns um? 

Solange wir unter Gottes Sonne als menschliche Wesen verweilen, sind wir aufgefordert, uns immer wieder neuen Situationen anzupassen. 

Ob privat oder im Business: Nichts bleibt. Alles kommt und geht.

Neben Flexibilität sind wir angehalten, mutig zu sein und uns nicht wie ängstliche Klammeräffchen an den Dingen, die wir kennen, festzuklammern.

Kein leichtes Spiel – ich weiß.

Vor allem, weil wir Menschen Sicherheit und Kontrolle lieben.

Um uns das Ganze Wunder oder Drama – nenn es wie du möchtest – der Veränderungen zu veranschaulichen und zu erklären (Menschen lieben Erklärungen für Dinge;) ), gibt es einige hilfreiche Quellen. 

Eine davon ist die 1999 vom britischen Psychologen und Change-Management Experten John Fisher publizierte Change Curve (deutsch: Übergangskurve).

Und genau die habe ich mir mal genauer angeschaut. Meiner Interpretation und meinen Erkenntnissen widme ich diesen Artikel. Ich bin mir sicher, auch du kannst damit etwas anfangen.

In Anlehnung an die Veränderungskurve von Elisabeth Kübler-Ross, die sich ausführlich mit dem Sterbeprozess beschäftigt hat, entstanden weitere Modelle,die Veränderungsprozesse beschreiben.

John Fisher hat die Kurve ergänzt und besonders die emotionalen Reaktionen untersucht. 

Der Vorteil daran ist, dass, wenn wir unsere emotionalen Reaktionen wahrnehmen und verstehen, können wir gezielt damit umgehen. Nach der Bewusstwerdung können wir umdenken, umlenken und:

Zumindest für den Moment durchatmen und den Status Quo – das unschöne Gefühl – annehmen, ohne daran zu verzweifeln.

übergangkurve von john fisher

Alles beginnt mit der Angst. Eine Veränderung steht an. Wir wissen nicht was kommt, wie die Zukunft mit dem Neuen aussieht. Das Gehirn mag Routinen. Jede Veränderung wirft alt bewährtes aus dem Gleichgewicht.

Aus der anfänglichen Besorgnis entwickelt sich eine Neugier. Ein verborgener Teil hat sich vielleicht schon lange nach einer Veränderung gesehnt: Der alte Trott hat endlich ein Ende. Endlich mal was Neues! Wir entwickeln teils unrealistische Zukunftsvorstellungen.

Vielleicht reduzieren wir auch die Intensität oder die möglichen Auswirkungen, um jegliches Gefühlschaos zu vermeiden: Wird schon alles nicht so wild sein! 

In dieser Phase macht es Sinn – wenn bewusst wahrgenommen – besonders die teils abgespacten Vorstellungen über das, was kommt, zu hinterfragen. Ist das in irgendeinem Maße realistisch? 

Der erste Stolperstein wo die Veränderung droht komplett zu stoppen (unmöglich zu werden) ist die Ablehnung. Veränderung wird mit allen Mitteln abgelehnt. Es wird so getan, als gäbe es überhaupt keine Veränderung. Stell dir die drei Affen vor: Augen zu, Mund zu. Ohren zu. 

Es wird an alte Gewohnheiten geklammert. Jeglicher Beweis, dass eine Veränderung sinnvoll sein könnte, wird verdrängt.  

Nach einer kurzen Zeit, wenn das kindliche Abenteuer-Hirn wieder zur Ruhe kommt oder Ungeduld oberhand gewinnt, kann die Veränderung schwer in Frage gestellt werden. 

“Es gibt überhaupt keine Veränderung – so ein Quatsch”. Das Realisieren, dass jede Veränderung auch eine Bedrohung darstellt, weil sich das Leben verändert und Gewohntes wegzufallen droht, kann zu enormer Unsicherheit führen. Die Frage, die sich stellt: Kann ich das überhaupt bewältigen? Kann ich mit den Auswirkungen der Veränderung umgehen? 

‚‚Hilfe! Die Auswirkungen der Veränderung werden größer als gedacht sein.”

Eine kritische Phase. Die eigene Existenz, so wie sie bisher galt, scheint bedroht. Die Bedeutung für die Persönlichkeit und das persönliche Leben wird bewusst.

Jemals getroffene veränderungs-bejahende Entscheidungen können bereut und kritisiert werden. Das kann zu einer existenziellen Krise führen. ‚‚Wie konnte ich nur jemals glauben, dass das gut geht oder, dass mich eine bessere Zukunft erwartet?”

Die ersten Auswirkungen der eingetroffenen Veränderung im Leben sind spürbar und sehbar. Es ist ungewohnt und unbequem. Du hast dir das alles viel leichter und entspannter vorgestellt. Wir suchen nach einem Schuldigen für den ganzen Schlamassel: Entweder richten wir den Finger auf uns selbst oder auch jemand anderes. Einer muss es ja gewesen sein. 

Geduld ist eine Tugend und nicht viele Menschen sind wirklich geduldig, ohne sich ganz bewusst dafür zu entscheiden.

In dieser Phase fühlt sich alles noch nicht stimmig an. Es ist dir fremd, du fühlst dich unwohl. Eine depressive und enttäuschte Stimmung macht sich breit.  Möglicherweise auch die Angst, etwas zu versäumen, wichtige Dinge zu verpassen, während man in Veränderung “feststeckt”…

Ernüchterung entsteht. Es wird erkannt, dass persönliche Werte, Überzeugungen und Ziele nicht mit den Auswirkungen der Veränderung im Einklang sind. Verminderte Motivation, Konzentration, Zufriedenheit und Rückzug sind die Folge. 

Nachdem jegliche Versuche, sich der Veränderung anzupassen, fehlgeschlagen sind, kommt eine Art Feindseligkeit an die Oberfläche. All das Gute, das versprochen wurde, ist nicht spürbar. Ein Grund, wieder an alte Verhaltensmuster andocken, auch, wenn diese heute nicht mehr funktionieren. Alles Neue wird ab jetzt ignoriert, die Frustration ist zu groß. Absoluter Widerstand gegen den Prozess der Veränderung.

…oder aber, du bleibst dran, entspannst dich und lässt die Zeit weilen – Wunden heilen.

Wir dürfen uns daran erinnern, dass manche Dinge Zeit brauchen. Wir sind nicht von heute zu den Menschen geworden, die wir heute sind. So braucht auch jede Veränderung Zeit. Das ist sogar wichtig, damit du Zeit hast, dich dem Neuen anzupassen. 

So kommt es nach einer Weile zur Akzeptanz. 

Du bist wieder im Einklang mit deinen Überzeugungen. Dein Inneres und Äußeres sind kongruent. Du bist zurück in deiner (neuen) Komfortzone.

Es gibt viele Modelle und Theorien, die uns Antwort und Richtung – vielleicht sogar Beruhigung schenken können. Die Übergangskurve von John Fisher finde ich persönlich sehr hilfreich und ich kann sie auf nicht wenige Situationen – alte, aktuelle und  sicher kommende Prozesse – übertragen.

Deine Meinung interessiert mich! 

Melde dich gerne. Schreibe mir eine E-Mail an hallo@anne-isaac.com