Leben mit ADHS: Meine Geschichte – zwischen Zweifel, Mut & Neuanfang
Soll ich, soll ich nicht? Jetzt? Nein, doch nicht. Lieber morgen! Das wird eh nix … also lass ich es ganz sein. Ok! Heute, jetzt … los geht’s …
- Juni 2025, es ist Samstag. Ich habe mich mit dem Laptop im Garten in die Hängematte gelegt und schreibe – fast wie aus dem Nichts – von mir selbst verblüfft – JETZT den ersten Blogartikel für diese Website. (Okay, es ist nicht der erste. Aber der erste seit langem und nachdem ich zu wissen glaube, was aus mir – bzw. mir und der Website – werden soll.)
Und klar, ich weiß gerade nicht, wie ich anfangen soll.
Da ist dieser selbstgemachte Stress und der hohe Anspruch an Perfektion („Anne, du hast eine Copywriting-Ausbildung. Du kannst hier keinen Artikel veröffentlichen, der entgegen aller Copyregeln geschrieben ist!“)
- Leben mit ADHS heißt auch: Schwanken zwischen Licht und Dunkelheit
- Meine Geschichte mit ADHS: Vieles hatte plötzlich einen Namen
- Leben mit ADHS: Nicht krank, nur anders
- Leben mit ADHS: Schritt für Schritt zu mehr Selbstverständnis
- Und jetzt? Ich will begleiten – echt, unperfekt, mit Herz
- Leben mit ADHS – unperfekt, aber mutig
- Mein Ziel: Frauen im Leben mit ADHS begleiten
- DAS KÖNNTE DICH AUCH INTERESSIEREN…
Leben mit ADHS heißt auch: Schwanken zwischen Licht und Dunkelheit
In mir herrscht ein heilloses Chaos an Gedanken und Ideen, die natürlich alle in diesen Text sollen. Es fällt mir schwer, mich zu fokussieren und die Motivation aufrechtzuhalten.
Eine leise Stimme flüstert mir unaufhörlich zu:
„Lass es doch sein. Das schaffst du eh nicht! Dieser Blog ist wieder so eine wahnwitzige Idee, der du niemals treu bleibst.“
Ich bin wie zerrissen. Und müde.
Aber ja – auch motiviert. Denn ich fühle (zumindest jetzt), dass ich weiß, was ich will, wer ich sein will – und dass in mir auch Stärken liegen.
Meine innere Sonne gewinnt wieder Strahlkraft. Mein Leben scheint doch einen Sinn zu haben.
Die letzten Tage sah das ganz anders aus. Es war dunkel – überall in mir. Meine Gedanken waren tiefschwarz.
Ich wollte nicht mehr.
Es wäre mir egal gewesen – und ich habe es mir gewünscht – nicht mehr dazusein. Einfach weg.
Befreit von diesem Leben voller Hochs & Tiefs, Zweifel und Sorgen, Veränderungen und Unsicherheiten, Abenteuer und bunter Zeiten.
Ich wäre bereit gewesen zu gehen.
Doch ich bin immer noch hier – genau jetzt, in dieser Hängematte.
Fühlst du meine Worte, weil du diese Gedanken kennst?
Dann weißt du jetzt: Du bist damit nicht allein.
Meine Geschichte mit ADHS: Vieles hatte plötzlich einen Namen
Ich bin heute 38, und leider begleiten mich diese dunklen Phasen schon seit meiner Jugend.
Es gab Zeiten, da habe ich nichts mehr gegessen – und wenn, dann habe ich es heimlich erbrochen.
In mir war so ein großer Druck, so viel Selbsthass, dass diese Selbstkasteiung wie ein Puffer war – eine Erlösung.
Ich wollte gefallen. Gut genug sein – für andere und für mich.
Der Stress, das Gefühl, dass mein Tun und mein eigentliches Wesen nicht zusammenpassen, stürzte mich immer wieder in Depressionen.
Ich war gut darin, mich anzupassen. Dinge zu verbergen. Vieles blieb lange unentdeckt.
Irgendwann ging es nicht mehr.
Ich fand mich in wechselnden Hausarztpraxen wieder: Anorexie. Bulimie. Borderline. Depression.
Diagnosen, die mir zugeordnet wurden.
Falsch war daran bestimmt nichts – doch heute bin ich überzeugt:
Das waren Symptome. Keine Ursachen.
Leben mit ADHS: Nicht krank, nur anders
Ich bin sicher: Mein Gehirn tickt einfach anders.
Ich bin weder krank noch komisch – einfach nicht „normal“.
So wie viele andere Frauen mit ADHS. (Mit oder ohne offizielle Diagnose.)
Weil ich in Portugal lebe, kein Social Media nutze und kaum deutsche Medien konsumiere, ist der große ADHS-Hype an mir vorbeigezogen.
Eher zufällig – über private Gespräche – bin ich damit in Berührung gekommen.
Nach vielen Artikeln, Podcasts und Selbsttests habe ich dann ganz offiziell Dr. Anne Isaac gespielt und mir selbst eine Diagnose gegeben.
Und plötzlich wurde alles so klar.
Ich verstehe mich besser. Ich lerne – und lerne weiter – wie ich mit meinem etwas „anders verdrahteten“ Kopf leben kann.
Wie ein „artgerechtes Leben mit ADHS“ möglich ist.
Das Ziel, wirklich glücklich zu werden – und zu bleiben – rückt näher. Schritt für Schritt.
Leben mit ADHS: Schritt für Schritt zu mehr Selbstverständnis
Obwohl ich oft ungeduldig bin. Obwohl ich mich schnell und tief runterziehen kann.
Obwohl ich immer wieder an mir zweifle.
Ich gehe weiter.
Leben mit ADHS bedeutet für mich heute:
Nicht mehr gegen mich selbst zu kämpfen.
Mich selbst besser zu verstehen.
Mir selbst freundlicher zu begegnen.
Auch wenn es in meinem Leben wenig Konstanten gab – weil mir schnell langweilig wird, weil ich nach dem nächsten Kick suche, weil ich zweifle –
gab es doch immer eine Konstante, zu der ich zurückkehre:
Der Wunsch, andere Menschen auf ihrem Weg zu begleiten.
Und jetzt? Ich will begleiten – echt, unperfekt, mit Herz
Ja, auch daran habe ich gezweifelt.
Doch jedes Coaching, jedes Reading, jede Meditation zum Thema „Purpose of Life“ hat mich erinnert:
Du bist eine Heilerin.
Du darfst Menschen begleiten.
Du gibst anderen ein Gefühl von Geborgenheit und Vertrauen.
(Puh. Das fällt mir schwer aufzuschreiben. Denn da ist direkt wieder diese Stimme: „Alles übertrieben! Du bist nicht besonders!“)
Ein neutraler Blick auf meinen Lebenslauf (den ich oft lieber verheimlichen würde) zeigt:
Ich bin auf dem Weg. Schon lange.
Krankenschwester in der Psychiatrie.
Psychologische Beraterin (vor der Prüfung abgebrochen – danke, ADHS!).
Weiterbildungen in Gestalt-, Kunst- und Gesprächstherapie.
Und jetzt: eine abgeschlossene Ausbildung zur Mindset-Coachin.
Leben mit ADHS – unperfekt, aber mutig
Klar, auch das macht Druck.
„Du brauchst Kunden. Du musst Marketing machen. Du brauchst Struktur. Fokus. Konzentration…“
Und zack – 200 To-dos explodieren im Kopf.
Am besten alle auf einmal. Und perfekt. Und bis übermorgen.
Stopp.
Ich weiß, dass das nicht stimmt. Ich weiß, wie ich mich organisieren kann.
Ich weiß, dass ich nicht perfekt sein muss.
Und jetzt sitze ich hier – in der Hängematte, mit dem Laptop auf dem Schoß – und habe diesen ersten Blogartikel geschrieben.
Unperfekt. Spontan. Impulsiv.
Lange aufgeschoben – und jetzt geboren.
Mein Ziel: Frauen im Leben mit ADHS begleiten
Ja, ich werde Frauen mit ADHS begleiten.
Ich werde sie unterstützen, einen liebevollen, achtsamen Umgang mit sich selbst zu entwickeln – egal, ob mit oder ohne offizielle Diagnose.
Vielleicht kann ich damit die Wartezeit auf Therapieplätze etwas leichter machen.
Vielleicht kann ich Druck, Verzweiflung und Chaos ein bisschen abfedern.
Vielleicht kann ich einfach sagen:
Du bist nicht allein.